Die Chronik vom Jahr 1989

Mit dem Lied „Einmal noch nach Bombay“ begann der erste Bordabend des neuen Jahres. Der Vorsitzende erinnerte daran, dass die Adventsfeier im Dezember von allen Beteiligten als sehr gelungen empfunden worden war. Nachdem Termine sowie Einladungen bekanntgemacht waren, wurden die leider nicht anwesenden Kameraden Dr. Schmidt und Hartmut Alexander mit der zehn jährigen Treuenadel ausgezeichnet.

Danach stellten sich zwei Gäste, Herr Jahn und Herr Baltruschat, als ehemalige Mitglieder der Kriegsmarine vor.

Einen bereits vor längerer Zeit geplanten „Fünf-Minuten-Rees“ begann Kamerad Erdtmann mit einem Bericht über seine Erlebnisse während des Krieges in Finnland. Zum Schluß sprach Herr Rolf Püschel, Nachbar von Kamerad Rohweder, über Ernährungsprobleme in Bangladesch, wo er mehrmals als Müllermeister für den Deutschen Entwicklungsdienst tätig gewesen war. Die für Februar vorgesehene Jahreshauptversammlung sollte mit einem Labskausessen beendet werden.

Wie vorgesehen trafen sich die Mitglieder mit Gästen am 9. Februar zur Jahreshauptversammlung mit anschließendem Labskausessen. Auch der ehemalige Vereinsangehörige und jetzige Einzelfahrer des DMB August Böttcher war der Einladung des Vorsitzenden gefolgt.

Nach den Berichten der Vorstandsmitglieder erfolgte die Aufnahme der neuen Mitglieder Jahn und Baldruschat und die Ausgabe neuer Ausweise des DMB an alle Mitglieder.

Am 17. Februar fand in Bertholds Kajüte ein Buddelbordabend statt, der allgemein als wiederholungswürdig eingestuft wurde.

Der Fünfminutenrees im März wurde vom Kameraden Holler gehalten; er sprach über seine Zugehörigkeit zur ehemaligen Torpedobootswaffe. Kamerad Brügmann berichtete von der „Bolzendreherei“.

Zur Saisoneröffnung am Ostersonntag wurden alle Vereinsangehörige vom Kameraden Jarr wieder zur Fahrt über den Großen Ratzeburger See eingeladen.

Zum Abschluß dieser Fahrt öffnete der Vorsitzende ’seinen „Ideen Koffer“ und stellte vor, was daraus bisher bereits geschaffen war und was noch beschafft werden sollte. Da gab es zum Beispiel ein Transparent in der Größe von 4,80 m x 0,50 m, das bei Werbe- und Festveranstaltungen gezeigt werden sollte. Da gab es große und kleine, aus zweierlei Holz gefertigte Paddel und Pinnen. Da gab es aus Mahagoni gedrehte Tischstander, große und kleine Eichenholzklampen, und es gab auch einen zerlegbaren, 2,50 m hohen Flaggenmast mit Rah und Gaffel, der auch bei Veranstaltungen unter freiem Himmel aufgetakelt werden konnte. Und dann gab es auch noch zwei Schaukästen, die bei der Personenschifffahrt für den Verein werben sollten. Alle diese Gegenstände waren in den Wintermonaten von Mitgliedern gebastelt und gestiftet worden. Bei der Osterfahrt auf dem See war der kleine Vereinsmast aufgetakelt dabei und fand allerseits Anerkennung. Zur ganz besonderen Überraschung servierte Kamerad Friztsche zur Mittagszeit kostengünstige und wohlschmeckende Erbsensuppe und spendete den Erlös anschließend dem Verein. Durch solche und ähnliche, uneigennützige Einsätze einiger Kameraden, flossen der Vereinskasse etliche Mittel zu, die dem Vorstand das Wirtschaften erleichterten, was auf lange Sicht auch dem Verein zugute kam.

Unser Ehrenmitglied Dr. Peter Schmidt spendete im April 100,- DM, und Hartmut Alexander überwies 20,- DM für die Portokasse.

Am 28. April fand an Bord der „Mecklenburg“ für alle Mitglieder ein Übungsabend im Takeln, Spleißen und Knotenbinden statt. Kamerad Behrens war mit der Beteiligung nicht ganz zufrieden, er hoffte, dass solche Angebote in Zukunft zahlreicher genutzt würden.

Für den auf Mai terminierten Herrenausflug wurden von der Versammlung etwa erforderliche, zusätzliche Geldmittel bis zu 150,- DM, erst nach langer Beratung unter der Bedingung bewilligt, dass jeder Teilnehmer selbst 10,- DM tragen musste. Da der Vorsitzende am 12. Mai seinen fünfzigsten Geburtstag feiern konnte, wurde der Bordabend auf diesen Tag verlegt und beides zusammen auf der „Mecklenburg“ gefeiert. Für Mitglieder und private Gäste des Vorsitzenden wurde es ein rundes Ereignis, Essen und Trinken schmeckten, und der Abend endete mit dem Hängemattenwalzer erst lange nach Mitternacht. Für die in einer Backskiste gesammelten Geldgeschenke wollte sich der Vorsitzende einen Flaggenmast für seinen Garten beschaffen.

Für die alljährlich am 31. Mai im Laboer Ehrenmal stattfindende Skagerrakfeier war diesmal Ratzeburg zuständig. Mit einem Schleifenkranz und einer sechsköpfigen Abordnung nahm der Verein zusammen mit einer großen Anzahl von Besuchern die Totenehrung in der Weihehalle vor.

Nachdem der Vorsitzende bereits am 23. April am Delegiertentag in Kiel teilgenommen hatte, auf dem der Landesverbandsvorsitzende Johannes Nier die Leitung an Walter Martens aus Heide übergeben hatte, war er vom 8. bis zum 1. Juni zum Abgeordnetentag nach Mainz gefahren.

Der 2. Vorsitzende, Hannes Jarr, leitete daher den Bordabend vom 8. Juni. Den Fünf-Minuten-Rees hielt Kamerad Wehking über die Zähmung von Traberpferden, und Kamerad Neumann, der nach mehrmonatiger Seefahrt wieder einmal dabei war, spann Seemannsgarn und unterhielt den Kreis, indem er über Schwindeleien an Bord berichtete. Außerdem spendete er an diesem Abend einen Tischstander seiner Reederei. Leider stellte Kamerad Wehking sein Amt als Festausschuss Mitglied wegen Arbeitsüberlastung zur Verfügung, und Kamerad Voderberg gab seinen Austritt zum 1. Juli bekannt.

Zum 18. Juni lag eine Einladung der MK Rendsburg vor, die zum wiederholten Male zum Tag der Völkerverständigung einlud, leider gab es keine Teilnehmermeldungen. Zu einer Fahrt von Grömitz nach Kiel mit den Patenbooten ließen sich aber 23 Teilnehmer vormerken.

Da die Monate Juli und August versammlungsfrei waren, wurden bereits jetzt Überlegungen für die Teilnahme am Bürgerfest im August angestellt.

Mit einem Kutterläufer wurden auf dem Bordabend am 14. September alle Kameraden geehrt, die zwischenzeitlich Geburtstag hatten. Der 1. Vorsitzende berichtete über die Ereignisse, die seit der letzten Versammlung stattgefunden hatten, besonders über die auch vom RAC beschickte und bei herrlichem Wetter hervorragend verlaufene Fahrt mit den Patenbooten. Als aus seiner Sicht selbstverständlich bezeichnete er es, dass zu solchen Veranstaltungen „Kluft“ zu tragen sei, um Flagge zu zeigen.

Dem Kameraden Schütt war zu seiner Hochzeit am 25. August ein Karte geschickt worden, und Berthold Rohwedder erzählte im Fünf- Minuten-Rees über die Eigenarten und die Geschichte des Ratzeburger „Rommeldeus“. Es wurde auch berichtet, dass ein Regiefehler dazu führte, dass der Verein nicht am Umzug zum Bürgerfest teilgenommen hatte, dass man aber unter dem neuen Transparent an einer „blauen Back“ im Festzelt und mit einem Informationsstand auf dem Festplatz unübersehbar vertreten war.

Ein Antrag von August Böttcher, seine Mitgliedschaft wieder aufleben zu lassen, wurde eingehend diskutiert und mehrheitlich abgelehnt.

Angedacht wurde auch der mögliche Verlauf des 65. Jubiläumsjahres 1990. Die Kameraden Jarr, Holler, Rohweder, Berg, Danielsen und Behrens wurden in einen Vorbereitungsausschuß gewählt.

Schließlich stellte der Vorsitzende seine Idee vor, eine U-Bootsattrappe auf dem Domsee zu stationieren. Die Idee an sich sowie die finanziellen und technischen Probleme wurden eingehend erwogen. Das Projekt wurde in Angriff genommen. Eine eigens dafür beschafftes „Sparschwein“ in der Form eines U-Bootsturmes wurde aufgestellt und eifrig mit Scheinen und Münzen gefüttert.

Am 16. September folgten viele Kameraden mit ihren Frauen der Einladung von Gisela und Detlef Krüger zum „Schweinefassen“. Dies war ein Spanferkelessen, das in den Gewächshäusern der Fa. Fabinski in Bäk recht urig verlief. Die Verwirklichung der U-Bootsidee war der Schwerpunkt der kommenden Vereinsarbeit. Viele Vorgespräche waren nötig. Ein Bootskörper konnte von der Segelschule Morgenroth erworben werden, der in einer Bauernhausdiele in Talkau von einigen Vereinsmitgliedern in vielen Arbeitsstunden zu einem ansehnlichen und funktionsfähigen Schwimmkörper ausgebaut wurde. Obwohl viel Material, auch von Nicht-Mitgliedern gespendet wurde, und einige Kameraden erstaunliches handwerkliches Geschick beim Einsatz ihrer zumeist eigenen Werkzeuge und Maschinen bewiesen, liefen doch gewisse Kosten auf. Diese konnten aber durch Einfallsreichtum, Eigeninitiative und Spendenbereitschaft auf ein Minimum beschränkt werden. So baute der Vorsitzende beispielsweise das Chassis eines ausgemusterten Wohnwagens zu einem voll funktionsfähigen Trailer für das Boot um. Die Frau von Adolf Brügmann, der als vereinsbekannter „Holzwurm“ einen Großteil der Arbeiten ausführte, verpflegte die „Werftarbeiter“ immer wieder mit liebevoller Hingabe.

Die Zusammenarbeit vor Ort verlief immer in bester Harmonie, obwohl es keine gezeichneten Pläne oder dergleichen gab. Unstimmigkeit wurde nur von einigen Pessimisten bei den Versammlungen geschürt, die immer wieder glaubten, um den Erfolg des Unternehmens bangen zu müssen. Auf dem Bordabend vom 12. Oktober wurde natürlich über den Fortgang der Arbeiten berichtet.

Kamerad Danielsen berichtete über die beamteten Lotsen des Kaiser Wilhelm Kanals. Es wurde von Erfolgen beim Schießen im Gildehaus am 1. Oktober berichtet, und mit einer Einladung zur Abschlußfahrt auf der „Mecklenburg“ wurde der offizielle Teil des Abends beschlossen.

Zu dieser Abschlußfahrt trafen unter dem Motto „Kameradschaftspflege“ Abordnungen der MK’s Trittau, Lübeck, Kiel, Lüneburg, Zerstörer `Richard Beitzen‘ und von den Luftschiffern aus Hamburg ein. Vergnüglich saß man bei Kaffee und Kuchen, bei Musik, Gesang und Klönschnacks zusammen. Adolf Brügmann las aus `Pfeifen und Lunten‘ vor. Am 9. November, einem denkwürdigen Tag im bis dahin noch geteilten Deutschland, wurde in Berlin die Mauer geöffnet. Wir hielten Rückschau auf das Vereinsleben des zu Ende gehenden Jahres und erörterten zukünftige Termine. So sollte, wie alljährlich, zum Volkstrauertag ein Kranz niedergelegt werden und am 15. Dezember ein außerordentlicher Bordabend mit Paten und Gästen gefeiert werden. Am 16. Dezember sollten die Patenjungs auf dem Weihnachtsmarkt Punsch, Erbsensuppe und maritime Gegenstände verkaufen und den Erlös beim abendlichen Marineball der Stadt für bedürftige Übersiedlerfamilien übergeben.

Bevor es soweit war mußte allerdings noch am 29. November die Kameradin Ise Gerhard verabschiedet werden, die mit 92 Jahren ihre letzte Reise angetreten hatte. Sie hatte dem Verein zehn Jahre angehört. Als liebenswerte und gastfreundlich bekannte alte Dame war sie von allen hoch geschätzt.

Weil das Bordlokal am 15. Dezember bereits vorbestellt war, mußte der oben erwähnte Bordabend in den Räumen des Jagd- und Schießclubs durchgeführt werden. Vierzig Patenjungens waren mit ihren Kommandanten und ihrem Kommandeur gekommen, um ihre Standfestigkeit im Feiern mit den Kameraden des Vereins und den geladenen Gästen unter Beweis zu stellen. Aus den Verkäufen auf dem Weihnachtsmarkt konnte dem Bürgermeister der Stadt auf dem abendlichen Marineball ein Scheck über 1.500.– DM überreicht werden. Dieser Ball war von einer Damen- Tanzgruppe, die von der Frau des Kameraden Herbert gleitet wurde, um einen besonderen Höhepunkt bereichert worden. Die Stimmung war gut, Mitglieder, Gäste und Patenjungs kamen ins Gespräch, und besonders die Mitglieder der bereits erwähnten Tanzgruppe und die jungen Marinesoldaten führten solche Gespräche sehr intensiv; bisweilen auch `unter Ausschluß der Öffentlichkeit‘. Der 1. Vorsitzende erinnerte sich in einer Niederschrift, dass bei diesem Tanzabend im Gildehaus zu später Stunde mancher das Steuerbord- mit dem Backbordbein verwechselt habe.

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