Die Chronik vom Jahr 1988

Im Januar fand der erste Bordabend des Jahres als Hauptversammlung statt. Berthold Rohweder erstattete Bericht und stellte fest, dass trotz allgemein zu beklagender Vereinsmüdigkeit die Veranstaltungen des Marine-Vereins gut, teilweise sogar sehr gut besucht waren. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, die er von den Vereinskameraden erfahren hatte und wünschte dem Verein allzeit gute Fahrt unter einem neuen, einem jüngeren Steuermann.

Dieser und die anderen Mitglieder des Vorstandes mussten auf dem Bordabend im Februar gewählt werden: Horst Hauke als Vorsitzender, Hannes Jarr als Stellvertreter, Georg Herbert als Kassenwart und Konrad Wiersbinski als Schriftführer und Pressewart.

Nach den Wahlen ergriff Adolf Brügmann als einer der Ältesten das Wort. Er dankte dem alten Vorstand und wünschte dem neuen eine glückliche Hand. Damit die neue Vereinsführung auch auf dem richtigen Kurs blieb, übergab er dem neu gewählten Vorsitzenden eine selbst gefertigte Ruderpinne.

Der so geehrte dankte für seine Wahl und für diese Worte. Er bat um Vertrauen und um Mitarbeit und kündigte an, dass der ehemalige Vorsitzende zum Ehrenvorsitzenden ernannt werden sollte. Mit den Worten „packen wir es an“ begann ein neuer Abschnitt im Vereinsleben, und alle waren gespannt, was sich daraus ergeben würde.

Zunächst war festzustellen, dass auf allen folgenden Bordabenden auf blauem Papier gedruckte Bekanntmachungen verteilt wurden, in denen jeder informiert wurde. Diese „blauen Briefe“ waren humorvoll illustriert, ansprechend gestaltet und auch belehrend.

Auf dem nächsten Bordabend wurde – wie bislang auch zunächst ein Lied gesungen. Außerdem wurde bekanntgegeben, dass Walter Schröder aus Mölln ausgetreten sei. Dieser Kamerad Walter Schröder war der „Hausmeister“ der Familie Barschel. Dr. Dr. Uwe Barschel war Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, als er in der Schweiz auf recht undurchsichtige Weise `verstarb‘.

Das seit längerer Zeit geplante, in Messing gegossene Wappen, wurde vorgestellt. Es ging auf einen Entwurf des verstorbenen Kameraden Dr. Stutz zurück. Kamerad Jarr hatte ein Unikat gießen und anfertigen lassen, das, ansprechend ausgestattet, 50.– DM kosten sollte. Man beauftragte den Kameraden Behrens, dieses Wappen auch im Großformat auf eine Holztafel zu malen.

Überhaupt waren „Heimwerker“ gesucht und vielbeschäftigt. So zog Kamerad Brügmann diverse, bisher lose gesammelte Mützenbänder auf eine Schautafel auf. Sie sollten, wie die Passbilder, eine Chronik ergeben.

Im April fand der Delegiertentag in Ratzeburg statt. Alles klappte, Mitglieder wie Gäste waren erfreut und zufrieden. Kamerad Friztsche und Frau Behrens traten in den Verein ein. Das Bürgerfest wurde wieder vom Verein beschickt.

Da der Festausschuß keinen Termin für den Herrenausflug bekanntgab, wurde allerseits eine besondere Sache erwartet. Die gab es auch, aber erst viel später im Jahr. Zwischenzeitlich waren mehrere Gäste zu begrüßen, z.B. auch Gerhard Beckmann aus Mölln, der im September Mitglied wurde. Frau Haack, die Mutter vom Kameraden Detlef Haack, wurde auch Mitglied.

Auch die vom Vorsitzenden beschworene Teamarbeit begann Erfolge zu zeigen. Besonders die „Heimwerker“ waren aktiv. Das vom Kameraden Behrens gefertigte große Wappen wurde – allerdings mit vielen Mühen des Vereinswirtes Ulli Nowack – im Vereinslokal angebracht. Außerdem erbrachten die Kameraden Behrens und Brügmann noch diverse Holz- und Malerarbeiten. Es waren Bretter für Wappenteller oder Ruderpinnen, die zu Re präsentations-, Geschenk- und Verkaufszwecken gedacht waren. Da für den Verein nur der Materialpreis angesetzt wurde, konnte der Verein einen Gewinn erzielen. Der Vorsitzende hatte noch viele andere Pläne zur Ausgesataltung des Bordlokals und um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung zu wecken. Er nutzte jede Gelegenheit, den Verein aufzuwerten. Es zeigte sich aber auch bald, dass einige Kameraden diese Aktivitäten gar nicht wünschten oder nicht richtig zu schätzen wussten. Jedenfalls wurde die Harmonie unter den Mitgliedern zumindest auf den Bordabenden bisweilen arg belastet.

Im September fand dann der Herrenausflug statt. Er führte zu den Elbschiffahrtstagen nach Lauenburg. Eine Fahrt mit dem historischen Raddampfer „Kaiser Wilhelm“, von Lauenburg aus die Elbe hinauf bis Boizenburg, schloss sich an. Und das war damals schon etwas Besonderes: eine Fahrt auf einem solchen „Museumsschiff“, das von einem privaten Verein gehegt und gepflegt wurde. Und dann die Elbfahrt: auf einem Ufer mit Stacheldraht streng bewacht die DDR; auf dem anderen Ufer die legere westliche Spätsommer-Wochenendstimmung. Während der Sommerpause konnten einige Kameraden „Kieler Woche“- Luft auf der „Schlei“ schnuppern, die Patenboote hatten an den Verein gedacht.

Außerdem hatten 36 Jugendliche aus acht Nationen die Kriegsgräber in Ratzeburg gepflegt: Der Verein ermöglichte ihnen eine Fahrt mit der- MS „Mecklenburg“ bei Kaffee und- Kuchen. Es war überwiegend ein Verdienst der Damen und des Kameraden Hannes Jarr.

Anläßlich der diesjährigen Saisonabschlußfahrt begrüßte der Verein über einhundert ältere Senioren der Stadt an Bord der MS „Mecklenburg“. Man hatte Altenheime angesprochen und verlebte gemeinsam einen „goldenen Oktobertag“ bei Gesprächen, Vorträgen und Gesang.

Wieder einmal zeigten die Damen des Vereins ihr Können: Sie halfen überall, organisierten Kaffee und Kuchen, halfen über die Stelling, vermittelten Gespräche und sprachen erst gar nicht über das Abwaschen des Geschirrs. Die Kameraden richteten den Fahrdienst für die Senioren ein. Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung.

Auf der Oktober-Sitzung zeigte Kamerad Friztsche einen Film, den er während seiner Dienstzeit auf der „Deutschland“ gedreht hatte. Außerdem beschloß man den Austritt aus dem Förderverein „Eisbrecher Stettin“, weil der Beitrag um 100% erhöht worden war.

Zur November-Sitzung zeigte Kamerad Behrens, dass er sich wieder fleißig als Heimwerker betätigt hatte: Eine Flagge mit Kaffeekanne war gefertigt, die zu entsprechenden Anlässen gehisst werden sollte und ein Patenschaftsgeschenk abgeben konnte.

Herr Deppermann von der Wasserschutzpolizei war zu Gast, um den Verein kennenzulernen und Herr Schelwin zeigte einen Film, der eine Abordnung der Stadt bei einer Fahrt mit den Patenbooten zeigte.

Außerdem wurde die Teilnahme am Volkstrauertag geregelt und das Wintervergnügen, das am 8. Dezember geplant war, besprochen. Abschließend zeigte Kamerad Franke noch einen Film, den er während einer dreimonatigen Fahrt mit den Patenbooten nach Schweden gedreht hatte.

Am 21. November traf sich eine Gruppe von Mitgliedern wieder einmal in der Friedhofskapelle. Kamerad Walter Beumelburg, der dem Verein 35 Jahre angehört hatte und 88 Jahre alt geworden war, musste zur letzten Reise verabschiedet werden. Der letzte Bordabend des Jahres im Dezember wurde kurzerhand zur Adventsfeier umgestaltet. Eine Abordnung der Patenboote war mit dem Divisionsoffizier zu Gast. Nach kurzen Begrüßungsworten erfolgte eine Bescherung. Einige Kameraden erhielten für besondere Verdienste kleine Aufmerksamkeiten vom Vorsitzenden mit humorvollen Worten überreicht.

Die Patenjungs erhielten für jedes Boot eine prall gefüllte Präsentpütz, eine Kaffee-Flagge, Adventsgestecke und eine Hochseeangel. Der Verein erhielt als Gegengeschenk die Signalflaggen M V R. Danach schilderte Kamerad Brügmann, wie derzeit in Teamarbeit maritime Dinge handwerklich hergestellt wurden, daß dazu aber noch mehr Mitmacher gesucht würden. Bei diesem Anlaß spendete er dem Verein ein selbst gefertigtes Mahagonisteuerrad, das seither die Wand des Bordlokals ziert. Der Vorsitzende bedankte sich im Namen aller Kameraden mit einem „Kutterläufer“.

Danach ließ er zum Backen und Banken pfeifen. Es gab Eisbein mit Sauerkraut. Es wurde ein vergnüglicher Abend, auf dem noch ein Bilderrätsel zu lösen war. Als Preise winkten nette Kleinigkeiten. Zum Schluß erschien sogar der Weihnachtsmann. Der Ratzeburger Automobilclub hatte ihn geschickt, damit er für jedes Boot einen Weihnachtsbaum überbringen konnte.

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