Die Chronik vom Jahr 1975

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar erfolgte erneut die unangenehme Vorstandswahl. Es wurde zwar lange diskutiert, es erklärte sich jedoch niemand zur Kandidatur bereit. Schließlich schlug Kamerad Dr. Stutz vor, den Vorstand durch die Mitglieder soweit zu entlasten, daß Kamerad Schünemann den Vorsitz für ein weiteres Jahr übernehmen könne. Kamerad Schünemann willigte ein, und alle Beteiligten freuten sich darüber. Sie wurden aber auch das Gefühl nicht los, daß Kamerad Schünemann sich einfach auch nicht von dieser Aufgabe trennen wollte oder konnte.

Im Jahresbericht des Vorsitzenden an den Landesverband, der von allen Kameradschaften gefordert wurde, kommt erneut die Sorge vor der Überalterung zum Ausdruck. Das fehlende Hinterland und die Stumpfheit der Bevölkerung, die zum Desinteresse verleite, wurden als mögliche Erklärungen genannt. Die Hoffnung stützte sich auf Reservisten der Bundesmarine, die zwar längst angekündigt wurden, die aber von den Vereinen selbst geworben werden mußten. Wer wollte als Reservist aber schon Mitglied in einem Altenclub und Labskausverein werden? Kamerad Schünemann hatte viel für den Marine-Verein getan, hatte die Mitglieder zusammengehalten, ist zu vielen Tagungen und Veranstaltungen gereist; er war mit seinem Vereinswissen immer up to date und informierte stets die Mitglieder. Stundenlang verbreitete er aber auch die Ansichten des DMB und verlas Rundschreiben. Damit allerdings konnte er nicht das Interesse aller Mitglieder, und schon gar nicht der Gäste, für den Verein wecken.

Für die Alten war er ein gütiger Vorsitzender, der nun aber wirklich zu alt geworden war und bereits senile Züge zeigte. Im folgenden Jahr sollte nun endlich sein oft geäußerter Wunsch nach Ablösung erfüllt werden. Ein Jüngerer mußte den Vorsitz übernehmen! Der Dank des Vereins war ihm aber gewiss, jedermann kannte „Kapitän Schünemann“, und allerseits wünschte man ihm einen noch recht langen Lebensabend. Auf dem Landestag in Laboe war Ratzeburg durch eine Abordnung vertreten, für den Bundestag in Mannheim gab man die Vertretung an den Landesverband zurück.

Im September verstarb der 2.Vorsitzende Kamerad Hermann Bergmann im 78. Lebensjahr. Er war 40 Jahre Mitglied im Marineverein gewesen und hatte an beiden Weltkriegen von Anfang bis Ende teilgenommen.

Anläßlich der fünfzigsten Wiederkehr der Gründung des Ratzeburger Marine-Vereins fand im Oktober eine Feier im kleinen Rahmen im Insel-Cafe statt. Gäste waren Vertreter einiger befreundeter Kameradschaften, des Magistrats, der anderen soldatischen Verbände und der Landesleiter Hans Nier aus Kiel.

Einige Monatsversammlungen des Jahres waren mit vier oder fünf Mitgliedern so schwach besucht, dass kein ordentlicher Ablauf mehr gewährleistet war.

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