Die Chronik vom Jahr 1953

Da sowohl Freude als auch Leid zum Leben gehören, ist es dem Marine-Verein nicht erspart geblieben, auch weniger freudige Ereignisse zu überstehen. Im Januar musste der seit 1928 dem Verein angehörende Julius Behrendt, der Wirt der „Domfähre“, zur letzten Ruhe getragen werden.

Andere ehemalige Marinesoldaten verstärkten zwar den Verein wieder, manche waren jedoch nur kurzfristig Mitglied, weil sie noch nicht sesshaft geworden waren. Familiäre Verhältnisse, Arbeitssuche und andere Gründe zwangen zu Ortswechsel. Der Vorsitzende Franz Schünemann war sehr rührig. Mit allen soldatischen Vereinigungen, die nach der Verbotsaufhebung neu- bzw. wieder gegründet wurden, knüpfte er feste Kontakte.

Sie waren alle gemeinnützige Selbsthilfeorganisationen zur Wahrung und Förderung kameradschaftlicher und ideeller Interessen der Mitglieder. Es gab daher viele gemeinsame Interessen, und die Vorstände arbeiteten gut zusammen. Es war selbstverständlich, dass bei den monatlichen Zusammenkünften auch über Zeitgeschichte referiert wurde. So hat man aus zahlreichen Quellen die Vorfälle zum Kriegsende, die Nürnberger Kriegsverbrecher Prozesse und das Schicksal der beiden Oberbefehlshaber der Marine verfolgt. Über die Zeit des Schwarzen Marktes wurde geschimpft und die Währungsreform wurde begrüßt.

Man hatte auch erfahren, dass Tausende ehemaliger Kameraden noch bei der Minenräumung eingesetzt und das Hunderttausende in russischer Gefangenschaft waren.

Man konnte aber auch spüren, wie sich das Verhältnis zwischen den Alliierten täglich verschlechterte, und das dies gefährlich wurde. Kriegsangst ging schon wieder um! Angst vor Atombomben, Raketen und anderen Neuerungen der Kriegstechnik, die inzwischen von den Alliierten zu einer unmenschlichen Perfektion weiterentwickelt worden waren.

Und dies erfolgte trotz der kurz zuvor von ihnen betriebenen Aburteilung von Kriegsverbrechern gegen die Menschlichkeit und den Frieden und trotz der Charta der Vereinten Nationen gegen Friedensbedrohungen und Angriffshandlungen. Der Informationsbedarf im -Kameradschaftskreis war groß und man versuchte immer, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Die Teilung Deutschlands, die Bildung zweier deutscher Staaten und deren Entwicklung wurden von den Mitgliedern heißen Herzens verfolgt.

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