Auf der ersten Versammlung im neuen Jahr erinnerte der Vereinsführer an die politischen Ereignisse des vergangenen Jahres und erklärte deren Auswirkungen auf das Vereinsleben. Die Kameraden erfuhren auch, daß sie laut Rundschreiben des Gauführers ab jetzt zur SA-Reserve II gehörten. Die Bundesleitung hatte angeordnet, daß alle Vereine sofort die alte „ruhmreiche“ Kriegsflagge anzuschaffen hätten. Die gemeinsame Weihe sollte am 14.1.34 im Kieler Schloßhof erfolgen.
Da die meisten Mitglieder des Vereins das 40. Lebensjahr bereits überschritten hatten, wurde die Aufstellung eines aktiven SA-Marinesturms damals doch nicht für zweckmäßig gehalten. Viele Bestimmungen zu diesem Gebiet trafen daher für Ratzeburg nicht zu.
Da die Organisationen der NSDAP auf eine Weihnachts- und Kinderbescherung verzichteten, schloß man sich diesem Vorgehen an. Der „Blaue Abend“ fand aber am 3. Februar wie in alten Zeiten statt.
In einer Vorstandssitzung kam zum Ausdruck, daß noch viele Unklarheiten über die neue Organisation und die Anwendung der zahlreichen Führeranordnungen bestanden. Auch wußte man noch nicht viel mit einer zu erwartenden Neugliederung des Bundesverbandes anzufangen. Es hieß aber, daß man nach SA-Vorbild organisiert werden sollte.
Da zur Fertigstellung des Marine-Ehrenmals immer noch Mittel gebraucht wurden, war zum Skagerraktag eine große Straßensammlung im ganzen Reich organisiert worden. In Ratzeburg sollten auch die jüngeren Töchter der Mitglieder eingesetzt werden.
Da es immer wieder neue Führeranordnungen gab, waren seit 1933 für die Zusammenkünfte meistens keine Tagesordnungspunkte mehr vorgesehen.
Im Mai wurde bekanntgegeben, daß der Deutsche Marinebund korporativ zum Kyffhäuserbund gehören sollte. Es sollten dessen Abzeichen getragen werden. Zur Vereinsuniform mußte künftig auch die Hakenkreuz-Armbinde gezeigt werden. Im Juli erhielt der Vereinsführer kraft seines Amtes das Recht, schriftliche Entschuldigungen für das Fehlen von Kameraden zu fordern. Bei Nichtbeachtung sei ein Ausschluß zu erwägen. Über die zwangsweise Zugehörigkeit zur SA-Reserve II oder III gab es immer wieder neue Anordnungen und damit Unsicherheiten. Auch waren neue Beiträge zu leisten, u.a. ein „Wehrbeitrag“.
Unter den 115 Vereinsfahnen auf dem Führer- und Bundestag des Deutschen Marinebundes in Lübeck, war auch die des Marine-Vereins Ratzeburg und mit ihr eine große Abordnung unter Leitung des Vereinsführers.
Im September verbrachte man endlich wieder einen Tag nach alter Art. Eine Bootsfahrt mit Damen und Gästen über den Schaalsee nach Lassahn und Zarrentin war angesetzt. Wegen schlechten Wetters kam man aber nicht bis Zarrentin.
Zu der letzten Versammlung des Jahres waren auch die Damen zahlreich erschienen. Grund dafür sei das kameradschaftliche und gesellige Beisammensein, erklärte der Vereinsführer bei der Begrüßung. Die vorliegenden Anordnungen wurden schnell abgehandelt. Ein Bild vom Panzerkreuzer „Blücher“, das vom Schuhmachermeister Schindler gestiftet worden war, wurde entgegengenommen. Abschließend kam der gesellige Teil wie eh und je zu seinem Recht; Tanz und Frohsinn hielten alle lange beisammen. Ein „Blauer Abend“ mit Essen und Tanz sollte auch 1935 wieder stattfinden.